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Mein Hund schaut mich nicht an!

  • Autorenbild: zumlorcheborn
    zumlorcheborn
  • 21. Sept. 2024
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 2. Okt. 2024

Als ich das erste mal mit meiner Freundin und ihrem ersten Hund in der Hundeschule war, war ihr Hund bereits 11 Monate alt. Ja, sie dachte, was soll bei einem so winzigen Hund schon schiefgehen, und beschränkte sich nur auf die Hundekontakte aus dem Bekanntenkreis. Als dann eben diese Hundebegegnungen zunehmend stressiger wurden und noch dazu unerwünschte Verhaltensweisen auftraten, suchte sie eine Hundetrainerin, die sie als passend empfand und buchte zum Auftakt eine Einzelstunde.

Die erste Lektion, eine Überraschung

Im Einzelgespräch zählte sie alle Probleme auf, mit denen sie sich konfrontiert sah. Die Liste war mittlerweile lang. Das war vor 32 Jahren, und der Beginn meiner Reise mit meinen mittlerweile wieder von 10 Hunden auf 6 Hunden, bei der sich Frust, Spaß, Abenteuer und ständiges dazu lernen abwechseln. In diesem Erfahrungsbericht geht es um die erste bedeutende Frage, die meiner Freundin die Trainerin stellte, nachdem sie sie aufforderte, mit ihrem Hund an der Leine den Weg abzulaufen, zwischendurch mal stehenzubleiben und ab und zu die Richtung zu wechseln. Als sie wieder bei uns ankam, fragte sie Tanja: Ist dir schonmal aufgefallen, dass dein Hund dich überhaupt nicht anschaut?

Die Frage verwirrte sie so sehr, dass sie gar nichts antworten konnte. Nein, das war ihr natürlich (mir auch) nicht aufgefallen, und überhaupt, was wollte die Trainerin damit sagen? Der schaut in der Gegend rum, kümmert sich um seinen eigenen Kram. Er interessiert sich nicht die Bohne für dich.

Das saß. Und ärgerte sie. Ihr Hund und sie, sie waren doch ein tolles Mensch Hund Team, ein “Dreamteam” sozusagen. Zumindest, wenn keine äußeren Einflüsse da waren, wie ich zugeben musste. Abends auf dem Sofa kuschelten sie (natürlich war ihr auch nie aufgefallen, dass er sich dabei immer leicht verkrampfte und das eigentlich gar nicht toll fand, das lernte sie erst in der nächsten Lektion). Wir machten zusammen tolle Spaziergänge in der Natur (ihr Hund führte sie, nicht sie ihn, Lektion drei). Und wenn sie mit ihm spielte und tobte, war er voll dabei (in Wirklichkeit war er nervös und aufgestachelt), ja und ich habe viele Lektionen gebraucht, bei denen ich dabei war um das alles zu verstehen).

Die Bereitschaft zur Selbstreflexion

Kurz überlegte sie, ob sie die Hundeschule direkt wieder wechseln wollte, entschied aber, da sie die Stunde schon bezahlt hatte, zumindest zuzuhören. Anstatt Leinenführigkeit zu üben oder ihm abzugewöhnen, Fahrradfahrer und andere sich bewegende Objekte zähnefletschend anzukläffen, verbrachte sie ihre ersten zwei bis drei Hundestunden damit, eine Situation herzustellen, in der Tanjas Hund sie wirklich anschaut. Nicht ständig, aber immer wieder. Und bis heute bin ich der Hundetrainerin für diese wichtige Lektion dankbar, denn sie brachte mir(auch Tanja) bei, Hundesprache zu lernen, ihre Körpersprache zu lesen und ihr Verhalten zu verstehen. Von Woche zu Woche ein bisschen mehr.

Manche Viertelstunde habe ich damit zugebracht, ganz still zu stehen und zu warten, bis ihr Hund, den sie neben sich abgesetzt hatte, zu ihr aufsah, um ihn dann zu loben. Bald war das geschafft. Für mich war das der Einstieg mit meinen Hunden so zu trainieren. Wenn ich nun darauf wartete, einen Straße zu überqueren, sitzen meine Hunde neben mir und schauen mich an, wartend, was als nächstes passiert. Wenn sie beim Spaziergang mal vorauseilen, drehen sie sich in regelmäßigen Abständen zu mir um, um “nachzufragen” ob es noch okay ist. Wenn wir auf dem Hundeplatz Übungen in der Gruppe machten, beweisen sie nicht nur außergewöhnliches Talent, sondern schauen mich dabei unentwegt an. Irgendwann sagte mein späterer Hundetrainer! Super die haben nur Augen für dich!

Was es dir zeigt, wenn dein Hund dich anschaut

Zunächst einmal ist es ein Teil der Kommunikation zwischen dir und deinem Hund, wenn er dich anschaut. Verhaltensforscher haben herausgefunden, dass ein Hund in deinem Gesicht lesen kann wie in einem offenen Buch. Indem er dich anschaut oder sogar regelrecht anstarrt, stellt er eine erste wichtige Beziehung zu dir her und versucht dich zu verstehen. Es ist ein Ausdruck der Zuneigung und auch des Respekts. Manchmal natürlich auch Mittel zum Zweck, wenn er etwas erbetteln möchte.

Wenn deine Hund dich anschaut, zeigt er dir, dass er aufmerksam ist und interessiert auf dich reagiert. Außerdem kann ein Hund, der dich anschaut:

besser lernen und sich an Befehle erinnern, da er in der Lage ist, deine Körpersprache und nonverbalen Signale wahrzunehmen.

besser verstehen, was Du von ihm erwartest und was er tun soll. So kann er sich besser anpassen und wohler fühlen.

besser verstehen, wie Du dich fühlst und kann Dir besser folgen, wenn du ihm Anweisungen gibst. Es gibt ihm Sicherheit und Orientierung, und es wird einfacher, ihm Gehorsam beizubringen.

Wenn du erreicht hast, dass dein Hund mit seiner Aufmerksamkeit bei dir ist, bei dir sein WILL, dann ist das der Beginn einer langen Freundschaft, und alles was folgt fällt auf fruchtbaren Boden.


C. Kaul


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